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CD-Besprechung

»Spanish Harlem Orchestra

Viva La Tradicion

September 2010 - - Concord Music Group

CD-Besprechung von



3 Punkte: Gute CD mit 2 oder 3 Hits
CD-Cover: Viva La Tradicion
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Eines der wichtigsten zeitgenössischen Salsa Dura Orchester unserer Zeit feiert 10jähriges Bestehen. Das im Jahr 2000 von dem Pianisten Oscar Hernandez gegründete »Spanish Harlem Orchestra wusste gleich mit der Debüt-CD »Un Dia En El Barrio zu überzeugen und gewann die Herzen der Fans damals im Sturm. Die Alben »Across 110th Street (2004) und »United We Swing (2007) folgten. Inzwischen sind die grossartigen Sänger des Debütalbums »Frankie Vazquez und »Herman Oliveira längst nicht mehr dabei - stattdessen »Ray De La Paz, »Willy Torres und Marco Bermudez. Auf diesem Album neu als Sänger dabei: »Carlos Cascante aus Costa Rica (lebt jetzt in Seattle). Auch ansonsten tummelt sich das gesamte New Yorker Salsa-Establishment in der Besetzung. Man sollte meinen, hier spielt die Musik, hier wird die Salsa der Zukunft gemacht.

Aber leider leider ... finde ich ... geht die grösste künstlerische Überraschung eher von einem eingeladenen Gastsänger bei einem der Titel aus, als von der Musik des gesamten Albums an sich. Wir hören leider zu wenige neue Songs und zuviele Cover-Versionen.

Wahrscheinlich sollte diese CD ein ähnliches Monument werden, wie das Debüt-Album. Und es gibt zweifellos sehr sehr gute Ansätze. Der Opener La Salsa Dura zum Beispiel. ( Video [»] hier ). Da wird mal zügig und schnörkellos durchgespielt. Der Song ist übrigens - wie viele Songs des Albums - eben eine Cover-Version. Und zwar kein Song aus dem Barrio sondern einer von der Insel! La Raspadura von »Manolito Y Su Trabuco aus dem Jahr 2006 war die Vorlage. ( Sänger »Ray De La Paz grüsst Manolito explizit im Song ) Das Original von Manolito findet ihr [»] hier

Ein ebenfalls recht zügig vorgetragener Song ist die Aufforderung Baila Latino. Das könnte vielleicht der in den Diskotheken gespielte Song werden. Aber auch dies ist eine Cover-Version. DJ Chino schickte mir dazu diesen Link: Baila Latino = Bailatino ! Eine Ehrung für Bailatino aus Venezuela. Aber Viva La Tradicion - das ist ja nicht schlecht, doch wo bitte bleibt die Innovation? Wo wird aufgezeigt, welchen Weg die Salsa in Zukunft gehen könnte? Indem Bekanntes nachgespielt wird?

Ganz manierlich ist auch Mi Herencia Latina und der Cha Cha Cha Como Baila Mi Mulata - endlich mal eine Neukomposition - erinnert im Instrumentalteil an ihre Cover-Version von Pa Gozar (auf der Debüt CD).

Das war es dann aber fast schon. Mehr Eigenes, und das schnörkelloser - so hätte ich es mir gewünscht. Aber wird es dann bei den restlichen Titeln auf der neuen CD kompliziert und da wird noch ein Break raufgesetzt und jazzig rumgedudelt und dort wird noch ein Big Band-Teil eingestreut ... und der Tänzer bleibt beim Rest der CD dann letztendlich irgendwo auf der Strecke des künstlerischen Anspruches. Die Musik ist nicht schlecht und auch gut abgemischt aber sie erreicht mein Herz nicht. Eher schon die Texte, die bei den Cover-Versionen teilweise angepasst wurden ...

Die Überraschung des Albums und ein weiteres Argument für den Kauf des Albums ist sicherlich der eingeladene Gastsänger des Abschlusstitels El Negro Tiene Tumbao. Ausgerechnet ER, der nun so gar nicht aus dem Barrio kommt, setzt in diesem Album eine Pointe. Leider hat es aber auch in diesem Song ein paar der oben angesprochenen Längen. Schön aber, das »Jimmy Bosch sich im letzten Instrumentalteil mal richtig ins Zeug bzw. die Posaune legt. &Bemerkenswert: Das Original dieses Songs stammt von »Carlos Cascante, der ja auf diesem Album hier auch mitsingt. Aber seinen eigener Song wird von »Issac Delgado interpretiert. Das Original von Carlos Cascante aus dem Jahr 2005 findet ihr [»] hier

Die Überraschung mit dem Gastsänger ist also gelungen. Zusammen mit der Cover-Version von Manolito ergibt sich fast: Spanish Harlem goes Kuba ... das ist doch einer der interessanten Aspekte dieses Albums. Trotzdem: Ein Orchester mit dieser fantastischen Besetzung, von diesem Kaliber und mit diesem Anspruch an sich selbst, müsste eigentlich mehr Eigenes leisten und nicht nur überwiegend Kollegen nachspielen. Andere New Yorker Salsa-Dura Bands mit weniger prominenter Besetzung zeigten auf ihren letzten Alben deutlich mehr Kreativität und einen viel höheren Anteil an Eigenkompositionen (z.B. »Grupo Latin Vibe oder »La Excelencia oder »Cubanoson).

Was ich ein wenig merkwürdig finde: Das Album heisst Viva La Tradicion aber gecovert werden Songs von Kollegen aus der Jetzt-Zeit - aus den letzten 10 Jahren. Vielleicht hätte dieser Umstand auf dem Album - Cover mehr gewürdigt werden müssen. Bei den Danksagungen wird allen möglichen Leuten gedankt - nur nicht den Kollegen, von denen die Originalsongs stammen .... mehr als nur ein Fauxpax! Eigentlich müsste man dafür ein Punkt in der Bewertung abziehen.

Fazit: Leider mehr repitiv als innovativ


Mein Dank geht auch an Gerd aus Köln (http://www.latin-cologne.de ) für die Unterstützung bei dieser Besprechung.

Bei den beiden folgenden Links handelt es sich um Werbung (mehr Infos [»] hier).

Vorhören und als MP3 downloaden: